Didaktisches Design von videobasierten Selbstlernangeboten

Taxonomie

Bei der Formulierung von Learning Outcomes mit unterschiedlichen Anforderungsniveaus helfen Lernzieltaxonomien.

Eines der bekanntesten Taxonomiemodelle ist das von Bloom aus dem Jahre 1956. Es ermöglicht eine Einordnung kognitiver Lernziele anhand sechs aufeinander aufbauender Stufen, vom Wissen bis zur Evaluation. Ab Stufe drei, der Anwendung, werden Lehre, Selbstlernangebote und Leistungskontrollen kompetenzorientiert (vgl. Lehre Laden).

Somit erlaubt die Taxonomie eine Reflexion über den Schwierigkeitsgrad der zu vermittelnden Inhalte oder Lernaufgaben. Ziel sollte sein, dass die Learning Outcomes sich nicht nur auf der Ebene des Wissens (Erinnern und Wiedergeben) bewegen, sondern höhere Taxononomiestufen angestrebt werden.

Gemäss Bloom kann sich eine Lernaufgabe – egal auf welcher Stufe – auf faktisches, konzeptionelles oder prozedurales Wissen beziehen.

Modell von Anderson und Krathwohl

Anderson und Krathwohl haben die Bloom’sche Taxonomie überarbeitet. Es bleibt zwar bei den sechs Stufen für kognitive Prozesse, allerdings sind diese mit Verben bezeichnet. Die Stufe fünf und sechs nach Bloom (Synthese und Evaluation) wurden zusammengefasst. Dafür kommt mit dem «Erschaffen» eine neue sechste Stufe hinzu. Sie bezieht sich auf das eigenständige Problemlösen und das Kreieren von etwas Neuem. Ausserdem enthält das revidierte Modell eine vierte Wissensdimension, die Metakognition. 

Kognitive Prozessdimensionen

Prozessdimension

typische Verben

Beispiele

1. Erinnern

angeben, anführen, auflisten, aufzählen, aufzeichnen, benennen, berichten, bezeichnen, darlegen, darstellen, definieren, identifizieren, reproduzieren, sammeln, wiederholen, wiedergeben, zitieren, zeigen ...

... können die Taxonomiestufen nach Anderson und Krathwohl der Reihe nach aufzählen.

2. Verstehen

begründen, beschreiben, demonstrieren, darstellen, diskutieren, einordnen, erkennen, erklären, erläutern, folgern, formulieren, generalisieren, illustrieren, interpretieren, kategorisieren, klassifizieren, ordnen, paraphrasieren, präzisieren, schildern, skizzieren, übersetzen, übertragen, umschreiben, unterscheiden, veranschaulichen, verdeutlichen, zusammenfassen ...

... können erklären, was das didaktische Design ist, und erläutern, was es leisten bzw. nicht erfüllen kann.

3. Anwenden

anwenden, aufstellen, aufzeigen, ausführen, berechnen, bestimmen, beweisen, demonstrieren, durchführen, einordnen, erstellen, entwickeln, formulieren, implementieren, lösen, realisieren, umsetzen, untersuchen, übertragen, vervollständigen, vorführen ...

... können kompetenzorientierte Learning Outcomes formulieren.

4. Analysieren

ableiten, analysieren, auffinden, auflösen, auswählen, charakterisieren, differenzieren, erfassen, gegenüberstellen, identifizieren, isolieren, kennzeichnen, nachweisen, organisieren, strukturieren, untersuchen, verbinden, vergleichen, zuordnen ...

... können Lernvideos im Hinblick auf ihre lernförderliche Gestaltung analysieren und diese Merkmale in Videos nachweisen.

5. Beurteilen

argumentieren, auswerten, begründen, beurteilen, bewerten, einschätzen, einstufen, entscheiden, evaluieren, messen, überprüfen, urteilen, testen, vergleichen, vertreten, werten, widerlegen ...

... können begründen, warum bestimmte Lernaufgaben und interaktive Elemente in Videos aktivierend sind.

6. Erschaffen

ausarbeiten, ausdenken, erfinden, entwerfen, entwickeln, erstellen, generieren, gestalten, kreieren, kombinieren, konstruieren, planen, produzieren, umgestalten, zusammenführen, zusammenstellen ...

... können ein videobasiertes Selbstlernangebot in eine Blended-Learning-Umgebung integrieren.

Ohne Kontext und alleine durch die Verben ist nicht immer eine trennscharfe Abgrenzung möglich. Einzelne Verben liessen sich mehreren Taxonomiestufen zuordnen.

Wissensdimensionen

faktisch

Sachwissen

konzeptionell

Wissen über Zusammenhänge

prozedural

Wissen über Methoden, Fertigkeiten und Abläufe

metakognitiv

Wissen über das Wissen

  • Begriffe (Terminologie)
  • spezifische Details und Elemente
  • Theorien, Modelle, Schemata
  • Zusammenspiel von Informationen
  • Funktionsweise
  • Abfolge von Schritten
  • Anwendung geeigneter Methoden
  • Arbeitstechniken
  • Lern- und Problemlösestrategien
  • Selbsterkenntnis

Um welche Wissensdimensionen handelt es sich bei den folgenden Learning Outcomes?

Die Lernenden ...

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  • Denk an eine Lehrveranstaltung, die du ganz oder teilweise durch ein Selbstlernangebot ersetzen möchtest. Formuliere dafür entsprechende Learning Outcomes.
  • Achte darauf, dass sich die Learning Outcomes nicht nur auf den Stufen eins und zwei der Prozessebene (Erinnern und Verstehen) bewegen, sondern auch höhere Taxonomiestufen vorkommen. 
  • Beachte die verschiedenen Wissensdimensionen und formuliere die Learning Outcomes als Can-Do Statements mit Inhalts- und Verhaltenskomponenten.