Didaktisches Design von videobasierten Selbstlernangeboten

Potenziale von Videos in Selbstlernangeboten

Einige Learning Outcomes lassen sich aufgrund der spezifischen Merkmale oder durch bestimmte Macharten von Videos besser erreichen als mit anderen Medien. Genau hier liegen die Stärken des Videoeinsatzes (Koumi 2015).

Informationsverarbeitung und Erkenntnis ermöglichen

Realistische Erfahrungen zugänglich machen

  1. zusammengesetzte Bilder (Split Screen, Überlagerung)
  2. animierte Diagramme und Simulationen
  3. visuelle Metaphern und Analogien
  4. Konzepte mit realen Beispielen veranschaulichen
  5. sinnvolle Vereinfachung von Prozessen
  6. Gegenüberstellung von verschiedenen Situationen
  7. Simulation verschiedener Funktionen
  8. zeitliche Abläufe in Kurzfassung darstellen
  9. Storytelling (didaktische Gestaltung von Bild, Ton und Kommentaren)
  1. Bewegungsabläufe mit Originalton
  2. unterschiedliche Perspektiven: Luft- oder Unterwasseraufnahmen, extreme Nahaufnahmen
  3. gefährliche oder weit entfernte Regionen
  4. Situationen aus der Berufspraxis
  5. Personen und Tiere in Interaktion
  6. Zeitlupe, Zeitraffer oder chronologische Abläufe
  7. 3D-Objekte erkunden
  8. Archivfilme zu einmaligen und seltenen Ereignissen
  9. Experimente oder andere inszenierte Veranstaltungen
  10. schwer zugängliche Quellen

Emotionale Ansprache pflegen

Fertigkeiten demonstrieren

  1. zum Handeln anspornen und motivieren, provozieren
  2. erfolgreiche Lernstrategien aufzeigen
  3. Lernbereitschaft anregen
  4. Einstellungen und Haltungen verändern, zum Beispiel Empathie erzeugen
  5. Nähe schaffen, zu Lehrenden und anderen Studierenden
  6. Selbstwirksamkeit erhöhen
  7. abstrakte Inhalte mit der Lebenswelt in Verbindung bringen
  8. Bedeutung und Wichtigkeit betonen
  • handwerkliche und gestalterische Tätigkeiten (Kochen, Malen, Werken …) 
  • Bewegung und Sport (Tanz, Fitness, Leichtathletik …)
  • Argumentation (Problemlösung, Planung ...)
  • zwischenmenschliche Kompetenzen (Beratung, Vorstellungsgespräche, Teamarbeit, Unterricht im Klassenzimmer ...)
  • verbale Fertigkeiten (Sprache, Gesang, Argumentation …) 
  • Arbeitstechniken (Lernstrategien, Wissensmanagement, kollaboratives Lernen …) 
  • technische Kenntnisse (Labor, Mechanik, Pflege …) 

Die oben stehende Liste mit Lehr- und Lerntätigkeiten, für die Videos besonders geeignet sind, entstand in den 1980er Jahren an der Open University, der grössten Universität Grossbritanniens. Dozierende mussten belegen können, dass die beabsichtigten Learning Outcomes mit anderen, billigeren Medien oder Präsentationsformen nicht so gut erreichbar waren. Der Produktionsaufwand und die Kosten für Videos in der Hochschullehre sind in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. Genau genommen haben wir heute mit dem Smartphone eine vollwertige Kamera ständig mit dabei. Der Kostenfaktor ist nicht mehr so entscheidend.

Lernvideo-Genres und ihre Potenziale

Lehr-/Lernvideo-Genres

Pädagogisches Potenzial

Informations-
verarbeitung/Erkenntnis

realistische Erfahrungen

emotionale Ansprache

Fertigkeiten

Vortrag/Vorlesung

X

X

Interview/Gespräch/Diskussion

X

X

Dokumentation

X

X

X

Lehrfilm/Erklärvideo

X

X

X

Tutorial (Schritt-für-Schritt)

X

X

Praxisdemonstration/-beobachtung

X

X

  • Nutze ich bei den zu produzierenden oder ausgewählten Videos tatsächlich die Stärken und pädagogischen Potenziale dieses Mediums?
  • Setze ich Videos vor allem dann ein, wenn sie im Hinblick auf das Erreichen der Learning Outcomes anderen Darstellungsformen überlegen sind?
  • Stell dir vor, du wärst in den 1980er Jahren Dozentin oder Dozent an der Open University. Welche der intendierten Learning Outcomes des geplanten Selbstlernangebotes können nur oder besser mit Videos erreicht werden? Wo kannst du die Potenziale von Videos besonders gut ausschöpfen?
  • Welche anderen Inhalte würdest du als Videos zur Verfügung stellen und warum?