Didaktisches Design von videobasierten Selbstlernangeboten
Struktur und Interaktion
Lange Zeit beschränkte sich der Einsatz von Lehrfilmen oder Videos auf Seminarräume und Hörsäle. Geschwindigkeit, Pausen und allfällige Beobachtungsaufträge wurden durch die Dozierenden vorgegeben.
Diese Art der Präsentation stellt die Lernenden vor einige Herausforderungen. Die Informationsverarbeitung wird durch die sich schnell verändernden, flüchtig präsentierten Inhalte erschwert. Will man unmittelbar nachfolgende Informationen nicht verpassen, bleibt kaum Zeit für Reflexion und Verarbeitung. Unterschiedliche Lerngeschwindigkeiten und kognitive Voraussetzungen der Lernenden können ebenfalls nicht berücksichtigt werden (Merkt et al. 2011).
Dabei machen das Wiederholen, Überspringen und individuelle Pausieren die Stärken des Lernens mit Videos aus. Ohne Interaktivität haben Videos teilweise sogar Nachteile gegenüber schriftlichen Erklärungen. Mit der Verbreitung von Videos über Plattformen im Internet und im Zeitalter von BYOD werden Interaktionen möglich. Videos mit interaktiven Elementen eröffnen den Studierenden bessere Möglichkeiten zur aktiven Verarbeitung der präsentierten Informationen.
Interaktive Funktionen zur Kontrolle der Darbietungsgeschwindigkeit
Eine erste Form der Interaktivität ist eine Kontrolle der Videowiedergabe wie das Betrachten von Lehrfilmen im eigenen Tempo, Stoppen, Vor- und Zurückspulen oder Überspringen. Merkt und Schwan (2016, 96 f.) attestieren dieser Form der Interaktion einen positiven Einfluss, insbesondere bei komplexen Inhalten oder wenn Lernende über ein geringes Vorwissen verfügen. Dabei sind frei wählbare Pausen vorgegebenen Unterbrechungen vorzuziehen. Studierende können das Video so immer dann pausieren, wenn die kognitive Belastung zu hoch wird.
Kontrolle der Darbietungsreihenfolge und der Inhalte
Im Vergleich zu digitalen Texten gibt es in Videos noch keine Volltextsuche. Die Aufteilung in kürzere Videoabschnitte, Kapitelübersichten und Inhaltsverzeichnisse schaffen hier Abhilfe. Studierende können so selbstständig relevante Abschnitte auswählen. Denkbar wäre auch der Zugriff auf ausgewählte Inhalte über einen interaktiven Zeitstrahl.
Merkt und Schwan (2014a und 2014b) halten fest, dass Inhaltsverzeichnisse und Register dazu geeignet sind, Details effizient verfügbar zu machen. Ob und wie die Lernenden diese Funktionen nutzen, ist allerdings abhängig von deren Kompetenzen. Oftmals ist ein gezieltes Training notwendig.
Interaktive Elemente helfen, den passiven Videokonsum zu überwinden. Sie kommen vor allem bei der Aktivierung und begleitenden Lernaufgaben zum Tragen.
- Kann ich in meinen Videos in Selbstlernangeboten zusätzliche Navigationsmöglichkeiten (Inhaltsverzeichnis, Zeitstrahl, Lesezeichen etc.) einbauen?