Didaktisches Design von videobasierten Selbstlernangeboten
Studierende produzieren Erklärvideos
Das Medium Video eignet sich nicht nur für die Vermittlung von Wissen, sondern auch als Projektarbeit oder Leistungsnachweis für Studierende.
Grosses Potenzial hat diese Methode vor allem dann, wenn Studierende einen Inhalt tief durchdringen müssen oder mit ihrer persönlichen Lebenswelt in Verbindung bringen sollen. Bei der Recherche fliessen verschiedene Quellen aus unterschiedlichen Medienformen mit ein (Texte, andere Videos, Visualisierungen, Präsentation der Dozierenden oder Ähnliches). Wenn die Studierenden aus diesen Inhalten selbst ein neues Video erstellen, muss eine massgebliche Transformationsleistung erbracht werden, welche ein tiefgreifendes Verständnis dieser Inhalte begünstigt.
Umsetzungsbeispiele
Anke Pfeiffer (2015) lässt Studierende in der Veranstaltung Lineare Algebra II Fachinhalte in der Form von Videotutorials aufarbeiten. Diese werden jeweils den Kommilitoninnen und Kommilitonen auf einer Lernplattform zur Verfügung gestellt. Das Vorgehen basiert auf der durch Jean-Pol Martin begründeten Methode «Lernen durch Lehren» (vgl. Grzega und Waldherr 2007).
Feuerstein (2017) lässt im Modul Grundzüge der Informations- und Kommunikationstechnologien Studierende Erklärvideos erstellen – ebenfalls angelehnt an das Konzept Lernen durch Lehren. Diese Videos stellen eine Teilleistung des Moduls dar und werden einem Peer Assessment unterzogen. Das Format des Videos dürfen die Studierenden selbst wählen. Als Informationsgrundlage verwenden die Studierenden wissenschaftliche Texte.
Was das Format der Videos angeht, sind der Kreativität der Studierenden kaum Grenzen gesetzt (von links: Reality Sketch – News Room – Cardboards & Storytelling).
Im Rahmen der überbetrieblichen Kurse während der Banklehre erstellen Lernende ein dreiminütiges Erklärvideo. Die Lernenden benötigen dafür lediglich 80 Minuten. Das liegt einerseits an der Legetechnik und daran, dass das Video in einem Zug aufgezeichnet und nicht geschnitten wird, andererseits aber auch daran, dass die Inhalte repetiert werden. Roy Franke (2016) erläutert die didaktischen und methodischen Überlegungen im Webinar Lernvideos von Studierenden für Studierende auf e-teaching.org.
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Welches Format?
Welches Videoformat sich eignet, hängt von verschiedenen Faktoren ab: von der Art des Inhalts und wie er visualisiert werden kann/soll, den technischen Fähigkeiten und zeitlichen Ressourcen der Studierenden und davon, ob die Videos einen zukünftigen Verwendungszweck haben. Idealerweise sollte kein Format gewählt werden, das dem Format der Quellen ähnelt. Wenn also eine Quelle ein Legetechnik-Video enthält, sollte ein anderes Format für das Videoprojekt gewählt werden.
Begleitung und Umsetzung
Das Erstellen eines Lernvideos ist eine anspruchsvolle Projektarbeit. Dozierende können Studierende bei der Erstellung unterstützen, indem sie das Projekt mit mehreren Stufen strukturieren. Es bietet sich an, dass die Studierenden ein Drehbuch erstellen und abgeben. Das stellt für die Dozierende eine Gelegenheit dar, ein Feedback (bzw. Feedforward) zu geben und den Lern- beziehungsweise Arbeitsprozess in zielführende Bahnen zu lenken. Möchte man noch mehr begleiten, könnte zunächst ein Grobkonzept und später ein detailliertes Drehbuch verlangt werden. Um die Ressourcen der Dozierenden zu schonen, könnten die Studierenden ihre Grobkonzepte in kleinen Gruppen vorstellen und darauf Peer-Feedback sowie einen Einblick in die Denk- und Arbeitsprozesse der anderen erhalten. Bereits während des Semesters Deadlines zu haben, kann für die Studierenden eine Erleichterung sein.


